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Uvod v molitveno srečanje v Bruslju in Parizu

Dober večer. Pridite, vse je pripravljeno. 

Vesel sem, da sem danes zvečer skupaj z vami. Veselim se tudi v imenu cele Slovenije, ki je danes v središču molitvene pozornosti. Na slovenski nacionalni televiziji je bila prejšnji teden enourna oddaja Sveto in svet, ki je širši slovenski javnosti predstavila Svetovni molitveni dan. Sodelovala je umetnica Rezika Arnuš, ki je naredila plakat ekumenskega molitvenega srečanja in nekatere članice slovenskega odbora Svetovnega molitvenega dne /WGT/. V pripravi na današnji dogodek je Slovenijo obiskovalo 30 skupin iz celega sveta, veliko slovenskih prostovoljk pa je za realizacijo tega dogodka obiskalo druge države.

Pripravljenost – Bereitschaft: kommt, alles ist bereit. Gostoljubnost – Gastfreundlichkeit: miza je pogrnjena in obložena. Pripravljenost in gostoljubnost, to sta dve tipični lastnosti Slovenk in Slovencev. Majhen narod, eden najmanjših v Evropi, je od 8. stoletja naprej rastel v odprtosti do drugih. Na začetku, okrog leta 1000 je imel svojo samostojno kneževino, imenovano Karantanija, s sedežem na današnjem avstrijskem Koroškem. Karantanski knez je uvedel neposredno demokracijo. Pravila vladanja karantanskih knezov je četrti ameriški predsednik Thomas Jefferson /1801-1809/ vnesel v ameriško ustavo. Kmalu nato so Slovenci izgubili samostojnot skoraj za nadaljnih tisoč let, vse do leta 1991, ko je Slovenija dosegla svojo samostojnost. To je bila težka šola prilagajanja, šola upognjenih hrbtnov in obenem vaja v umetnosti preživetja.

V tem tisočletnem obdobju so izginili številni in večji narodi, Slovenci smo preživeli. Kako le, se lahko vprašamo? Z ljubeznijo do svojega jezika in svoje kulture. S pesmijo, ki je v srcu vsakega Slovenca in Slovenke. In s knjigo, predvsem s knjigo vseh knjig, z Biblijo. V 16. stoletju je slovenski katoliški duhovnik Primož Trubar sprejel reformne ideje Martina Lutra, zaradi česar je bil izgnan iz Slovenije, zatekel se je v Nemčijo, v Baden-Wuertemberg. 1550 je v Tubingenu izdal prvo slovensko knjigo Abecednik in Katekizem. V Kemptnu je začel prevajati Sveto pismo nove zaveze, vzgojil je učenca Jurija Dalmatina, ki je govoril latinsko, grško in hebrejsko. Leta 1584 je v Wittembergu izšel celotne prevod Svetega pisma v slovenščino.  Od 1550 – leto prve slovenske abecede, do 1584, celotnega prevoda Biblije –:  v samo 34 letih tak razvoj jezika. Tako smo Slovenci med prvimi desetimi narodi v Evropi, ki so dobili celoten prevod Svetega pisma. To je bilo delo slovenskega begunca Primoža Trubarja, ki ga je Nemčija, še posebej dežela Wurtemberg, sprejela za svojega.  Od tedaj naprej, od 16. stoletja, je slovenska beseda, slovenska kultura postala bistveni dejavnik našega preživetja. V Evropo zato nismo vstopili šele leta 2004, ko smo se  uradno pridružili Evropski uniji, ampak že leta 1584, ko smo dobili prevod Biblije.

Slovenija se nahaja na križišču kultur: mediteranske, germanske in slovanske. To se ne odraža le v naši bogati kulinariki. V duhu odprtosti in gostoljubja smo se Slovenci izoblikovali kot tridimenzionalni, tudi v verskem smislu. Mediteransko smo pozorni do znamenj in simbolov. Germansko razmišljamo, obdarjeni smo s kritičnim in analitičnim duhom. Slovansko smo globoki in intuitivni, v naši liturgiji je marsikaj, kar spominja na pravoslavno versko tradicijo. Zato za nas ekumenizem ni nekaj težkega, je skoraj prirojen, navzoč v naših genih. Tako danes zvečer v Sloveniji skupaj molijo katoličani, evangeličani, pravoslavni, verniki binkoštne in adventistične cerkve. Veselimo se, da Duh veje, kjer hoče. Dopustimo, da zaveje tudi v tej cerkvi, v tej naši skupnosti. Pridi, Sveti Duh, pridi, vse je pripravljeno!

Dr. Zvone Štrubelj

 

Guten Abend! Kommt, alles ist bereit!

Ich bin froh, dass ich den heutigen Abend mit Ihnen verbringen kann. Ich freue mich auch im Namen Sloweniens, das heute im Mittelpunkt des Gebetes steht. Die Sendung „Das Heilige und die Welt“ im slowenischen Nationalfernsehen der letzten Woche, war dem Weltgebetstag gewidmet. Die Künstlerin Rezika Arnuš, die das Plakat für den heutigen Tag erstellt hat, nahm an dieser Sendung teil, sowie einige der Mitgliederinnen des slowenischen Komitees des Weltgebetstages. Zur Vorbereitung dieser heutigen Veranstaltung besuchte Slowenien dreißig Gruppen aus aller Welt. Viele slowenische Freiwillige besuchten mehrere andere Länder, wie zum Beispiel Deutschland und Österreich.

Pripravljenost – Bereitschaft: kommt, alles ist bereit. Gostoljubnost – Gastfreundlichkeit: der Tisch ist reich gedeckt! Bereitschaft, im Sinne von offen sein und Gastfreundschaft, das sind zwei typische Eigenschaften der Slowenen. Ein kleines Volk, eines der kleinsten in Europa. Um das Jahr Eintausend hatte Slowenien das erste unabhängige Fürstentum, das sich Karantanien nannte, das heutige Kärnten in Österreich, wo heute noch eine slowenische Minderheit lebt. Der karantanische Fürst hatte die erste europäische unmittelbare Demokratie eingeführt. Kurz nach dem Jahre Eintausend verloren die Slowenen die Unabhängigkeit und haben sie im Jahr 1991 wiedererlangt. Das war eine schwere Schule der Anpassung, und gleichzeitig eine gute Übung des Überlebens.

In dieser Zeit verschwanden viele größere Völker, die Slowenen haben überlebt. Wie war das möglich? fragen wir uns. Dank der Liebe zur eigenen Sprache und Kultur. Und mit Büchern, allen voran, das Buch der Bücher, die Bibel. Im sechzehnten Jahrhundert übernahm der slowenische katholische Priester Primož Trubar – Primus Truber, die Thesen des Reformators Martin Luther. Primus Truber wurde aus Slowenien vertrieben und fand Zuflucht in Deutschland, in Württemberg. Im Jahre 1550 publizierte er in Tübingen das erste slowenische Buch Abecedarium und Katechismus. In Kempten begann er fünf Jahre später die Bibel zu übersetzen. Sein Schüler war Jurij Dalmatin, der Latein, Griechisch und Hebräisch außerdem auch Deutsch, Italienisch, Slowenisch und Kroatisch beherrschte. Im Jahre 1584 publizierte er in Wittenberg die ganzheitliche slowenische Übersetzung der Bibel.

Von 1550 bis 1584 sind nur 34 Jahre vergangen. In nur 34 Jahren hat sich die slowenische schriftliche Sprache entwickelt. Mit diesem Ereignis zählt Slowenien zu den ersten zehn Völkern Europas, welches die ganzheitliche Übersetzung der Bibel zur Verfügung hatte. Das war der Verdienst des slowenischen Flüchtlings Primus Truber, der von Deutschland, insbesondere vom Fürstentum Württemberg aufgenommen wurde. Wir sind dankbar dafür.

Seit dem, seit dem sechzehnten Jahrhundert hat die slowenische Sprache und Kultur das Überleben Sloweniens gewährleistet. So können wir feststellen, dass Slowenien nicht erst 2004 Bestandteil von Europa wurde, sondern schon im Jahre 1584 zu Europa zählte, als wir die Übersetzung der Bibel bekamen.

Slowenien befindet sich an der Kreuzung verschiedener Kulturen: die mediterrane, die germanische und die slawische. Diese Vielfalt spiegelt sich nicht nur in unserer kulinarischen Tradition. Im Geist der Offenheit und der Gastfreundschaft haben wir Slowenen uns, auch im religiösen Sinn, mit einem dreidimensionalen Gedankengut entwickelt. Wie die Mediterraner, achten wir auf Zeichen und Symbole. Wie die Germanen, denken wir eher kritisch und analytisch. Wie die anderen Slawen sind wir intuitiv und tiefgründig. In unserer Liturgie befinden sich mehrere Elemente der orthodoxen Tradition. Deshalb ist uns die Ökumene nicht fremd, sie ist fast angeboren, sie gehört zu unseren Genen.

Vor diesem Hintergrund beten heute in Slowenien alle gemeinsam: die katholische, die evangelische, die orthodoxe Gemeinde sowie die Gläubigen der Pfingst- und Adventist Kirche. Wir freuen uns, dass der Geist weht wo er will. Lassen wir es zu, dass er auch in dieser Kirche, in dieser unserer Gemeinde weht. Komm, Heiliger Geist, komm, alles ist bereit! Pridi, Sveti Duh, pridi – vse je pripravljeno!

Dr. Zvone Štrubelj

Brexit – ein europäisches Schisma

„Der Vorhang zu und alle Fragen offen“ – mit diesem Bild von Bertolt Brecht lässt sich die Situation nach dem Referendum in Großbritannien am 23. Juni zutreffend beschreiben.

Eine knappe Mehrheit von 51,9 Prozent hat sich für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union entschieden. Bei einer Wahlbeteiligung von 72 Prozent entspricht dies 37 Prozent aller Wahlberechtigten. Die jungen Briten, die sich an der Wahl beteiligt hatten, stimmten mehrheitlich für einen Verbleib in der EU. Schon allein diese Zahlen machen die Problematik des Referendums deutlich. Vielleicht könnten vorgezogene Neuwahlen mit einer klaren Positionierung der Parteien gegenüber dem Brexit noch ein Ausweg sein.

Der Wahlkampf in den Wochen vor der Abstimmung hatte immer mehr die Züge eines üblen Politdramas angenommen. Die EU-Gegner operierten mit gezielten Lügen und schürten populistisch den Hass auf Flüchtlinge und Migranten. So wurde wider besseres Wissen behauptet, Großbritannien überweise wöchentlich 350 Millionen Pfund nach Brüssel. Dieses Geld solle im Fall des Brexit in das britische Gesundheitssystem investiert werden. Der inzwischen zurückgetretene Ukip-Vorsitzende Nigel Farage räumte bereits am Tag nach dem Referendum ein, diese Botschaft sei ein Fehler gewesen. Weiter wurde behauptet, dass die Türkei in absehbarer Zeit der EU beitreten werde und das Königreich von türkischen Einwanderern überschwemmt werde.

Ins Bild eines schlechten Politdramas passte auch, dass die wichtigsten Protagonisten nach der Abstimmung überstürzt die Bühne verließen. Das Referendum hinterließ eine gespaltene Nation: Nord gegen Süd, Jung gegen Alt, Arm gegen Reich. Verloren gegangen ist das wichtigste Kapital in der Politik: das Vertrauen.

Vieles, was sich um den Brexit abspielte, steht in einem eklatanten Widerspruch zu einem christlichen Verständnis von Politik als Dienst am Gemeinwohl. Für eine solche Politik stand die Labourabgeordnete Jo Cox, die eine Woche vor dem Referendum auf offener Straße von einem psychisch kranken Täter ermordet wurde. Jo Cox wurde Politikerin, um anderen Menschen zu dienen. Zehn Jahre hat sie für die Stiftung Oxfam gearbeitet, die sich für eine gerechtere Welt engagiert. Unermüdlich setzte sie sich für Flüchtlinge und für eine Mitgliedschaft von Großbritannien in der EU ein.

Brendan Cox hatte unmittelbar nach dem Tod seiner Frau die Kraft zu den wunderbaren Worten: „Sie hätte sich jetzt vor allem zwei Dinge gewünscht. Erstens, dass unsere geliebten Kinder viel Liebe erfahren, und zweitens, dass wir uns alle zusammentun, um gegen den Hass zu kämpfen, der sie getötet hat. Hass hat keinen Glauben, keine Rasse oder Religion, er ist giftig.“

Sowohl von katholischer als auch von anglikanischer Seite wurde vor dem Referendum klar für einen Verbleib des Inselreichs in der EU geworben. Kardinal Vincent Nichols, Erzbischof von Westminster, verwies auf die lange Tradition im Christentum und der katholischen Kirche, Spaltungen zu verhindern und sich für das Ganze einzusetzen. Deshalb habe die katholische Kirche das Projekt der europäischen Einigung umfassend unterstützt. Auch der frühere Generalsekretär der Comece Patrick Daly hat sich in Europe Infos klar für einen Verbleib von Großbritannien in der EU ausgesprochen.

Ein Grundsatz der christlichen Sozialphilosophie lautet, dass das Ganze mehr ist, als die Summe seiner Teile. Papst Franziskus hat dies zu einem seiner Leitprinzipien erhoben. Der größte anzunehmende Unfall in kirchlichen Gemeinschaften ist ein Schisma. Damit ist die Abspaltung einer Gruppe von Angehörigen dieser Gemeinschaft gemeint. So kann man auch das Ergebnis des britischen Referendums beschreiben, falls es denn wirklich zu einem Austritt Großbritanniens aus der EU führt. Seit dem Apostel Paulus hat sich als Bild für die Kirche das eines lebendigen Leibes mit vielen unterschiedlichen Gliedern eingebürgert. In diesem Bild bedeutet ein Schisma, dass ein lebendiges Glied abgetrennt wird. Das erzeugt eine Wunde und schwächt den Leib. Natürlich endet hier die Analogie zum Brexit. Großbritannien wäre auch getrennt vom „Leib“ der EU lebensfähig. Doch der Verlust für beide Seiten ist offensichtlich.

Schismen konnten im Verlauf der Kirchengeschichte auch wieder geheilt werden. Dafür bedurfte es langwieriger Gespräche, Annäherungen und Kompromisse. So bleibt die Hoffnung, dass auch das Schisma zwischen Großbritannien und der EU überwunden werden wird.

Martin Maier SJ
JESC